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Am 6. Mai 1928 fand die feierliche Weihe des Neuen Israelitischen Friedhofs an der Delitzscher Landstraße (heute Delitzscher Straße) statt. Es handelte sich um das größte Bauvorhaben in der Geschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig. Der Neue Friedhof war 1928 der dritte Begräbnisplatz für Jüdinnen und Juden in Leipzig.
Herausragend war das vom Architekten Wilhelm Haller geplante und ausgeführte Gebäudeensemble mit zweigeschossigen Flügelbauten und einem mittig angeordneten, monumental wirkenden, Kuppelbau. Das Baudenkmal wirkte imposant für Eutritzsch und gab dem Stadtteil eine architektonische Prägung.
Der jüdische Friedhof ist auch Symbol. Für Jüdinnen und Juden ist der Friedhof heiliger Boden, in dem die Verstorbenen zur ewigen Ruhe beerdigt werden. Jüdische Friedhöfe werden für die Ewigkeit angelegt.
Am 10. November 1938, während des November-Pogroms, wurden die Flügelbauten niedergebrannt. Die Kuppelhalle hatte dem Feuer widerstanden und wurde am 24. Februar 1939 auf Betreiben der Stadtverwaltung gesprengt.
Bereits 1936 hatte die Leipziger Stadtverwaltung die Einebnung des ersten jüdischen Friedhofs im Johannistal an der Stephanstraße angeordnet. Die Jüdische Gemeinde überführte 1937 die sterblichen Überreste auf den Neuen Friedhof. Siebzehn Grabsteine künden als steinerne Zeugnisse vom zerstörerischen antisemitischen Auftakt gegen die jüdische Kultur in Leipzig.
Im Dezember 1953 begannen auf dem Neuen Israelitischen Friedhof die Bauarbeiten zur Errichtung eines neuen, aber wesentlich kleineren, Bauwerks mit einer Trauerhalle, rituellen Räumen und Wohnräumen. Das Gebäude wurde am 9. November 1955 eingeweiht und steht auf den Grundmauern der zerstörten Kuppelhalle.
Seit 1993 ist der Neue Israelitische Friedhof ein Kulturdenkmal mit Einzeldenkmalen. Dazu gehören die Trauerhalle, mehrere Abteilungen, in denen Urnen von in Konzentrationslagern ermordeten Leipziger Juden polnischer Staatsangehörigkeit bestattet wurden, das 1951 eingeweihte Mahnmal für ermordeten Leipziger Jüdinnen und Juden sowie die Grabanlage mit 17 Grabsteinen des ersten jüdischen Friedhofs im Johannistal.
Als 1998 bei der Sanierung der Universitätsbibliothek Albertina Fragmente von neun Thorarollen gefunden wurden, die nicht aus dem rechtmäßigen Bibliotheksbestand stammten, wurden diese im Juni 1999 auf dem Neuen Israelitischen Friedhof beerdigt.
Der Neue Israelitische Friedhof ist sowohl ein herausragender, als auch ein sensibler Erinnerungsort für die Existenz der Leipziger jüdischen Großgemeinde in der Weimarer Republik und für ihre Vernichtung im Nationalsozialismus. Der Friedhof spiegelt jüdisches Leben in der DDR wider und veranschaulicht eine Renaissance jüdischen Lebens in Leipzig seit den 1990er Jahren durch die Migration von Jüdinnen und Juden aus der früheren Sowjetunion.
Autor Steffen Held